Thema

Hintergrund

Rassismus wird in gesellschaftlichen Debatten in Deutschland häufig als ein Randphänomen von Rechtsextremen und Neonazis behandelt.

Der UN Sonderberichterstatter Githu Muigai empfiehlt 2009 in seinem Bericht diesen engen Rassismusbegriff zu verwerfen und auf das breitere Rassismusverständnis einzugehen, das Aktivist_innen und Wissenschaftler_innen bereits seit Jahren einfordern: Rassismus als ein Strukturelement der deutschen Gesellschaft anzusehen, das einige Menschen diskriminiert und andere privilegiert und dass es keine gesellschaftlichen Bereiche oder Akteure gibt, die außerhalb dieser Struktur existieren.

Die Analyse der entwicklungspolitischen Spendenplakate zeigt, wie auch ein – auf den ersten Blick – humanitäres, menschenfreundliches Arbeitsfeld koloniale Denkweisen reproduziert und dabei Menschen entlang ihrer zugeschriebenen Hautfarbe unterscheidet und bewertet.

Meist werden auf den Spendenplakaten Schwarze Menschen dargestellt und in stereotyper Weise als passive Objekte defizitär oder exotisch konstruiert. Wir möchten das dahinterliegende Weiße Selbstbild betrachten, dass die Hilfsorganisationen mit ihrer Werbung zeichnen: Die Bilder erfüllen eine gesellschaftliche Funktion der Aufrechterhaltung Weißer Überlegenheit.

Der Dokumentarfilm bringt Vertreter_innen von Nichtregierungsorganisationen mit Wissenschaftler_innen der Postkolonialen Theorie und Rassismuskritik ins Gespräch und diskutiert die Spendenplakate in dem Kontext von Kolonialismus, Rassismus und Macht.

Die entwicklungspolitischen Organisationen

Der Spendenmarkt ist hart umkämpft. Wenige große Nichtregierungsorganisationen (NRO) wie Brot für die Welt, Care, Kindernothilfe, Welthungerhilfe oder Misereor teilen sich im öffentlichen Raum Plakatwände, die ihnen von den Plakataufstellerfirmen größtenteils umsonst oder sehr günstig zur Verfügung gestellt werden.

Viele der NRO kommen aus dem kirchlichen Spektrum und appellieren an Barmherzigkeit, Nächstenliebe und schlechtes Gewissen. Andere argumentieren humanitär.

Die Analyse zeigt,  dass die allermeisten Plakate allerdings einen ahistorischen und apolitischen Grundtenor haben.

Der Film analysiert die Macht der Bilder. Es geht nicht darum einzuschätzen, ob die Spenden die gewonnen werden auch sinnvoll eingesetzt werden. Allerdings verraten die Darstellungsweisen teilweise durchaus etwas über die Struktur der NRO, in denen größtenteils Weiße Deutsche Entscheidungsträger_innen sitzen und sowohl Partnerorganisationen aus dem Süden strukturell ausgegrenzt werden.

Einzelne NRO machen teilweise spannende politische Kampagnenarbeit oder eine Bildungsarbeit die sich für eine vorurteilsbewusste und diskriminierungsfreie Gesellschaft einsetzen. Diese Arbeitsbereiche sind allerdings nicht auf den Plakaten sichtbar. Während die entwicklungspolitische Bildungsarbeit beispielsweise weit weniger Menschen erreicht, sind die Plakate hingegen sehr präsent und haben die größte Außenwirkung der Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland.